Wie sieht so ein Arbeitsalltag einer online arbeitenden Psychotherapeutin eigentlich aus? Erst recht dann, wenn diese auch gleichzeitig noch als digitale Nomadin die Welt bereist?

Arbeitsalltag einer online arbeitenden Psychotherapeutin

In vielerlei Hinsicht ist der Arbeitsalltag einer online arbeitenden Psychotherapeutin gar nicht so anders als der von vielen anderen selbständigen Psychotherapeuten: ich verbringe einen Großteil meiner Arbeitswoche damit, mit meinen Klienten über ihre psychischen Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen. Allerdings, und hier kommt der erste Unterschied: ich tue dies online – per Videogespräch, aber auch per E-Mail. Außerdem spreche ich, im Gegensatz zu vielen offline Kollegen nicht mit 20, 30 oder noch mehr Klienten pro Woche. Meistens „sehe“ ich 12–15 Klienten pro Woche, manche für 50 Minuten, andere 90 Minuten und wiederum weitere kommunizieren nur per E-Mail mit mir.

Im Gegensatz zu einem Psychotherapeuten mit Kassensitz in Deutschland, habe ich als online arbeitende Psychologin und Psychotherapeutin keine 6-Monate Warteliste, auch wenn meine Praxis schon länger wirklich sehr gut läuft. Ich muss regelmäßig etwas dafür tun, dass neue Menschen den Weg zu mir finden, sei es über das Bereitstellen von neuen Inhalten auf meinem Blog, dem Versenden von Newslettern oder dem Pflegen von meinen Social Media Kanälen wie Instagram oder Facebook.

Meine typische Arbeitswoche

Meine typische Woche sieht also so aus, dass ich an 4–5 Tagen arbeite, dabei meist 12–15 Klienten per Videogespräch treffe und 2–3 weitere per E-Mail berate. Die Klientengespräche lege ich soweit möglich auf 2–3 Tage pro Woche, sodass ich an den anderen flexibler bin und auch mal in einem Café arbeiten kann oder spontan einen halben Tag frei machen kann. Zurzeit arbeite ich aufgrund der Zeitzone in der ich mich gerade befinde nämlich auch samstags. Dafür nehme ich mir dann neben dem Sonntag meist einen anderen Tag in der Woche frei – sei es zum Reisen oder um als Tourist neue Ecken zu erkunden oder auch einfach mal mit einem gut Buch oder einer neuen Netflixserie im Bett zu liegen und „nichts“ zu tun.

Mein Arbeitstag fängt meistens mit meinen Emails an. Zum Glück erhalte ich nicht so viele Emails wie in meinem früheren Leben an der Uni, aber so eine Stunde etwa pro Tag verbringe ich schon damit, Anfragen von Klienten und Kollegen zu beantworten, aber auch Presseanfragen und Terminorganisationen aller Art. Danach gehe ich zurzeit meistens in ein Café und arbeite ein paar Stunden von dort, gönne mir dann eine lange Mittagspause und nachmittags und abends habe ich dann die Videogespräche.

Als ich letztes Jahr für 6 Monate in Lateinamerika war, sah mein Arbeitstag natürlich anders aus, da hatte ich die meisten Gespräche morgens und saß dafür nachmittags im Café. Digitale Nomadin sein erfordert eindeutig viel Flexibilität und eine regelmäßige Anpassung meiner Arbeitswoche. Dennoch ist eine gewisse Routine und eine möglichst gute Strukturierung meiner Arbeitswoche natürlich auch für mich wichtig.

Der Austausch mit Kollegen

Dann habe ich jede Woche noch mehrere Gruppencalls mit Kollegen – sei es mit einer internationalen Intervisionsgruppe, einer Business-Mastermind Gruppe, Netzwerktreffen und Weiterbildungen, die ich online besuche oder meinem online Therapeuten Buchklub. Alle 14 Tage findet auch noch meine eigene Mastermind Gruppe für Kollegen, die ebenfalls online arbeiten möchten statt. Presseanfragen beantworte ich häufig per E-Mail, aber im Schnitt werde ich etwa einmal pro Monat auch per Telefon oder Skype interviewt – eine reisende Psychologin, die online arbeitet, das ist schon was anderes als die typischen digitalen Nomaden… . D. h. 5–6 Stunden pro Woche verbringe ich mindestens in Videogesprächen zusätzlich zu den Klientengesprächen.

Zeit für Markting

Wie viel Zeit ich mit Social Media verbringe variiert stark und hängt ganz davon ab, wie viel gerade in meinen Gruppen los ist, ich vernetze mich wie gesagt viel mit Kollegen online. Vor allem hängt es aber davon ab, wie gut ich mich an meine eigenen Pläne halten kann, weniger Zeit dort zu verbringen. Denn eigentlich muss ich gar nicht so viel online sein, ich habe nämlich eine ganz wunderbare Assistentin, die z. B. aus meinen alten Blogposts Beiträge für Instagram und Facebook erstellt und Links, die ich ihr schicke, mit meinen Lesern teilt. Ich kann auch problemlos mal eine Woche nicht online sein und auf meinen Social Media Kanälen fällt es keinem auf. Wer also jetzt den Eindruck hatte, dass ich doch ständig online bin und was poste, dem kann ich sehr empfehlen nicht alles zu glauben, was er online sieht.

Ich habe es gerade schon erwähnt, ich habe eine Assistentin, die mich tatkräftig unterstützt. Auch wenn sie vieles ganz selbständig machen kann, heißt das aber natürlich auch, dass ich jede Woche auch einige Zeit mit Aufgabenverteilung, Rückmeldung und im Austausch mit ihr verbringe.

Content-Erstellung

Ein weiterer wichtiger Bestandteil im Arbeitsalltag einer online arbeitenden Psychotherapeutin ist das Erstellen von neuen Inhalten. Mal sind es Fotos für Instagram, mal Videos für meinen Youtubekanal. Außerdem veröffentliche ich alle 14 Tage einen neuen deutschen Blogpost, in den anderen Wochen wird ein neu übersetzter auf Französisch veröffentlicht und in Zukunft soll es auch wieder häufiger englische Artikel geben, das kam im letzten Jahr etwas zu kurz. D. h. ich sitze regelmäßig in Cafés (so wie heute hier in Tokyo) und schreibe. Das Schreiben ist tatsächlich etwas, was ich sehr gerne mache, leider kommt es manchmal aufgrund von zu vielen anderen Dingen auf meiner To-do-Liste etwas zu kurz. Aber wenn ich mir dann mal die Zeit nehme ganz ungestört einfach nur zu schreiben, dann freue ich mich immer sehr darüber. Insbesondere, wenn es dazu noch einen leckeren Kaffee gibt und ich zwischendurch den Blick über fremde Menschen und Städte streifen lassen kann.

Administrative Aufgaben

Ein bisschen Zeit für Dokumentation und weitere Admin-Tätigkeiten bleiben natürlich auch in einer Onlinepraxis nicht aus. Als Psychologin unterliege ich natürlich einer Dokumentationspflicht und wie jeder andere Selbständige muss ich regelmäßig einigen Papierkram erledigen, um mein Business am Laufen zu halten.

Schließlich versuche ich mir jede Woche ein paar Stunden für die Entwicklung von neuen Ideen und Konzepten zu nehmen. Mein Onlinebusiness entwickelt sich ständig weiter. Sei es, weil ich gerade eine neue spannende Fortbildung besucht habe oder mich Kollegen oder Klienten auf eine neue Idee gebracht haben.

Ich liebe es, neue Projekte zu starten und weiterzuentwickeln und gleichzeitig muss ich mich häufiger mal bremsen, denn ich will ja eigentlich nicht mehr so viel arbeiten wie früher, als eine 60-Stunden-Woche eher die Regel als die Ausnahme war… Zum Glück bin ich überwiegend an wirklich spannenden Orten, da lockt mich dann schon das Essen, der Strand oder das nächste Museum schon weg vom Laptop.

So sieht er also aus, der Arbeitsalltag einer online arbeitenden Psychotherapeutin… Hätten Sie das auch so erwartet oder hat Sie etwas überrascht? Wie sieht Ihr Arbeitsalltag denn so aus?

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