Beziehung rund um die Uhr

Die meisten Menschen wünschen sich mehr Zeit mit Ihrem Partner. Aber wie sieht es aus, wenn man wirklich rund um die Uhr mit dem Partner zusammen ist?

In meinem letzten Blogartikel habe ich Ihnen, inspiriert von der Arbeit mit meinen Klienten, einige Fälle vorgestellt von Menschen, die genau eine solche Beziehung rund um die Uhr führen. 

Wer zu zweit auf Weltreise geht oder als digitale Nomaden ortsunabhängig arbeitet, der verbringt automatisch einen Großteil seiner Zeit, wenn nicht sogar den ganz Tag, mit dem Partner.

Wie kann es aber gelingen, unter diesen Umständen die Beziehung zu gestalten und zu pflegen?

Zunächst ist es wichtig zu erkennen, dass diese besonderen Lebensumstände eine Herausforderung darstellen. Für jeden einzelnen und für das Paar gemeinsam. Viel gemeinsame Zeit bedeutet nicht automatisch, dass diese Zeit auch qualitativ hochwertig ist, ganz im Gegenteil. Wer sowieso ständig mit dem Partner zusammen ist, der wird sich oft nicht so um den Partner und die gemeinsame Zeit bemühen wie jemand, der seinen Partner nur sehr selten sieht.

=> Tipp 1: Werden Sie sich der Herausforderung bewusst und sprechen Sie miteinander. Über Ihre Beziehung. Über Ihre Erwartungen und Wünsche, über Ihr Bedürfnis nach Nähe oder Distanz. Nicht nur einmal, sondern regelmäßig.

 

Liebeskiller Alltag

Auch als Digitale Nomaden erlebt und lebt man Alltag. Wer häufig reist, für den ist das Buchen einer Unterkunft oder von Flügen genauso lästig wie für andere das Heraustragen des Mülls oder das Planen der Autoreparatur. Das Recherchieren und Organisieren des nächsten Visums ist auch nichts anderes als der lästige Behördengang zu Hause. Die offene Zahnpastatube oder die herumliegenden Socken, die gibt es unterwegs mindestens genauso häufig wie zu Hause (na gut, letzteres stimmt nicht wirklich, da digitale Nomaden oft in wärmeren Ländern unterwegs sind, wo man keine Socken braucht. Aber Sie wissen schon, was ich meine…). Selbst das ständige Ankommen und Abreisen, das Suchen des Supermarktes und das Erkennen von fremden Lebensmitteln, so exotisch dies zunächst alles sein mag, so schnell wird es doch auch zu einem Stück Alltag.

=> Tipp 2: Achten Sie auf eine faire Aufgabenverteilung, hinterfragen Sie die eingespielten, oft automatisierten Muster und besprechen Sie auch hier Ihre Erwartungen und Wünsche.

 

Zu viel Zweisamkeit

Es ist toll, wenn man mit dem Partner nicht nur den Alltag, sondern auch noch Hobbies und Freunde teilt, aber kein Mensch kann rund um die Uhr in Beziehung sein, jeder braucht Zeiten des Rückzugs und des Alleinseins. Manchmal geht es gar nicht darum, wirklich getrennt voneinander Dinge zu erleben oder zu unternehmen, manchmal reicht es schon, ungestört und unbeobachtet zu sein. Den Anderen mal für ein paar Stunden nicht zu sehen. Sich ganz auf das konzentrieren, was man gerade tut, ohne sich zwischendurch gegenseitig abzulenken.

=> Tipp 3: Unternehmen Sie etwas alleine und verbringen Sie einen Teil des Tages getrennt voneinander. Manchmal hilft es schon innerhalb einer Wohnung in unterschiedlichen Zimmern zu sein oder im Garten außerhalb des Blickfeldes des anderen zu arbeiten.

 

Nichts Neues erlebt, nichts zu erzählen

So schön es auch ist, neue Abenteuer zusammen mit dem Partner zu erleben und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen, so sehr stimmt es aber auch, dass man sich einfach nicht mehr viel zu erzählen hat, wenn man immer und überall zusammen ist. Man kann über das reden, was man gerade gemeinsam erlebt, oder auch darüber, was im Buch passiert, das man gerade liest oder welches lustige Video man bei YouTube gesehen hat oder was die Freunde, mit denen man vorhin gechattet hat, so Neues zu berichten haben. Aber so wirklich interessant und neu ist das alles auf Dauer nicht, oder?

=> Tipp 4: Pflegen Sie Ihre Hobbys, auch und gerade unabhängig voneinander. Finden Sie Hobbys, die Sie ortsunabhängig durchführen können, sodass ein Ortswechsel keine Hürde mehr ist. Finden Sie etwas, was Sie nur für sich tun und was Ihnen gut tut. Gehen Sie getrennt voneinander auf Erkundungstour in der neuen Stadt. Schauen Sie sich noch einen Tempel an, wenn er schon längst keine mehr sehen kann. Verbringen Sie den ganzen Tag am Strand, wenn Ihr Partner nicht lange still sitzen kann. Arbeiten Sie von einem Café oder Co-Workingspace aus. Es gibt viele Möglichkeiten, Neues zu erleben. Genießen Sie es und erzählen Sie Ihrem Partner anschließend davon.

 

Was Sie sonst noch tun können?

Wenn Sie dann wieder etwas mehr Zeit alleine verbracht haben und auch mal getrennt voneinander Dinge erlebt haben, dann können Sie im nächsten Schritt auch wieder mit mehr Energie und Freude die gemeinsame Zeit genießen. Sie werden sehen, Sie werden sich ganz anders darauf freuen, Ihren Partner wiederzusehen. Nutzen Sie dies!

=> Tipp 5: Pflegen Sie Ihre Beziehung. Nehmen Sie sich Zeit füreinander, ohne Handy und Arbeit oder Alltag. Verabreden Sie sich zu einer festen Zeit, gehen Sie zusammen Essen oder schauen einen Film und machen Sie etwas Besonderes daraus. Das mag erstmal schwierig erscheinen, wenn man sowieso jeden Abend zusammen Essen geht oder zusammen auf dem Sofa sitzt, aber Ihnen wird bestimmt etwas einfallen. Ein besonderes Restaurant, Gespräche in denen es nicht um den Alltag geht, gemeinsame Freizeitaktivitäten. Oder Sie lassen beim abendlichen Fernsehen einfach mal das Handy weg und widmen sich voll und ganz dem Film und dem Menschen, der neben Ihnen sitzt….

***

Haben auch Sie eine solche Beziehung rund um die Uhr? Oder können Sie vielleicht einige der Tipps auch auf Ihre persönliche Situation übertragen?

Subscribe now for monthly tips and exercises for your mental health & exclusive insights into my virtual practice

Thanks! Don't forget to check your inbox and confirm your subscription! See you soon