Beziehungsstatus (un)glücklich?

Als ich mir eine Auszeit nahm und alleine um die Welt reiste, wurde ich immer wieder darauf angesprochen, wie mutig, aber auch einsam es doch sein muss, alleine zu reisen.

Seitdem ich mit meinem Partner zusammen reise, höre ich immer wieder, wie toll es sei, dass ich nicht alleine reisen „müsse“. Oder dass derjenige doch froh sei zu hören, dass ich dieses Leben als Digitale Nomadin und Online Psychologin nicht alleine meistern „müsse“.

Beides absolut nachvollziehbare Reaktionen. Aber doch auch etwas erstaunlich, oder?

 

Warum reduzieren wir andere so oft auf den Beziehungsstatus?

 

Zunächst einmal finde ich es absolut spannend, aber im Grunde auch etwas traurig, wie oft wir Menschen auf unseren Beziehungsstatus reduziert werden (und auf das Aussehen, aber das ist ein anderes Thema…).

Natürlich sind Beziehungen nicht nur ein wichtiges Thema für andere, sondern auch für uns selbst.

Beziehungen sind sogar DAS zentrale Thema für viele Menschen, die sich für meine psychologische Beratung online interessieren. Sei es, weil sie keine haben, aber gerne eine hätten, oder weil sie zwar eine haben, diese aber nicht ganz so reibungslos läuft, wie sie es sich wünschen würden.

Was ich aber auch erlebe, ist, wie oft Menschen nicht nur darunter leiden, dass sie gerade nicht den Beziehungsstatus haben, den sie gerne hätten, sondern auch noch zusätzlich darunter, dass sie ständig von ihrem Umfeld dazu befragt werden.

 

Besonders häufig erlebe ich dies in der Arbeit mit jungen Frauen um die 30.

 

Wer in dem Alter Single ist, der wird mindestens bei jedem Familienfest gefragt, ob sie zu wählerisch sei oder ob es nicht mal Zeit wäre, sich weniger um Karriere und mehr um Familie zu kümmern. Wenn um einen herum alle Freunde anfangen Familien zu gründen, dann wächst der Druck, von außen und von innen.

 

Das hört natürlich nicht auf, wenn man in einer Beziehung ist, dann kommen die Fragen nach dem Nachwuchs und nach dem ersten Kind wird auch immer wieder gerne darauf hingewiesen, dass Kinder doch Geschwister brauchen. So geht es dann immer munter weiter, eine Ende ist eher nicht in Sicht. Männern geht es natürlich auch oft so, aber da „tickt die biologische Uhr“ meist nicht ganz so laut und es ist zumindest gesellschaftlich oft deutlich akzeptierter als Mann Mitte 30 Single zu sein.

 

Später stellt sich dann die Frage: bleiben oder gehen? Lässt sich die Beziehung noch retten? Bleibt man der Kinder zuliebe zusammen? Wie soll es weiter gehen? Auch das ein Thema, das in meiner Arbeit häufig vorkommt. Auch das kein einfaches Thema. Vor allem aber auch ein Punkt im Leben, an dem die Meinung der „Anderen“ eher selten wirklich hilfreich sind.

Was von uns erwartet wird ist klar.

 

Die Realität sieht aber doch ganz anders aus. Die klassische Kernfamilie ist eine Seltenheit geworden, die Scheidungsraten sind hoch und die Zahl der kinderlosen Single Frauen (und Männer) ist auch nicht gerade gering. Mal ehrlich, wenn Sie sich so umschauen, wie viele Paare kennen Sie, die vielleicht lieber nicht zusammen sein sollten? Wie viele Menschen kennen Sie, die nur in einer Beziehung sind, weil Sie nicht allein sein wollen oder weil sie den Kindern eine Trennung nicht antun wollen? Wie viele Menschen kennen Sie, die sich vor allem streiten und unzufrieden sind, sich aber nicht wirklich trauen, den nächsten Schritt zu gehen? Vielleicht kennen Sie sogar den ein oder anderen glücklichen Single?

 

Wie wäre es, wenn wir mal fragen würden, ob derjenige glücklich oder zufrieden ist?

Wie wäre es, wenn wir lernen könnten uns selbst so zu akzeptieren, wie wir gerade sind statt nur auf ein Ziel hinauf zu arbeiten?

Oder wie wäre es, wenn wir zumindest lernen könnten, uns auch ein bisschen mehr so zu akzeptieren, wie wir gerade sind, während wir gleichzeitig versuchen unsere (Beziehungs-)Ziele zu erreichen?

 

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Was meinen Sie? Sind Sie mit Ihrem Beziehungstatus zufrieden?

Ich freue mich auf Kommentare, Anregungen und Widersprüche.

 

 

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