“Stress – Warum Frauen leichter ausbrennen und was sie für sich tun können“ von Emily Nagoski und Amelia Nagoski über das Thema Burnout, ist wahrscheinlich das Buch, das ich in den letzten Monaten am häufigsten an meine Kund*innen in der online Beratung und Freunde empfohlen habe. Zum ersten Mal hörte ich von dem Buch, als eine Kollegin es letztes Jahr für unseren Location Independent Therapists Book Club vorschlug und wollte seit diesem Zeitpunkt unbedingt einen Blogbeitrag darüber schreiben. 

 

Book recommendation: Burnout

Foto: Kinga Cichewicz, Unsplash

 

Bevor wir über das Buch selbst sprechen, sollten wir darüber reden was genau Burnout eigentlich ist. Es ist ein weit verbreitetes Problem, das aber oft auf eine Art und Weise angegangen wird, die wenig hilfreich und manchmal auch schlichtweg falsch ist. Ob es nun die Vorstellung ist, Burnout sei ein Zeichen von Schwäche oder die Idee, Burnout sei eine Art Abzeichen das zeigt wie schwer man für etwas gearbeitet hat, es ist ein wichtiges Thema, das wir alle diskutieren und verstehen sollten.

Als das Thema Burnout zuerst diskutiert wurde, geschah dies meist nur im Zusammenhang mit anderen Fachleuten, aber in den letzten Jahren ist es zu einem weithin bekannten und erforschten Phänomen geworden. Eine Reihe von Umfragen und Studien zeigen, dass es sich keineswegs um ein seltenes Phänomen handelt. Burnout ist inzwischen so bekannt, dass die Weltgesundheitsorganisation es kürzlich als berufliches Phänomen in die 11. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten aufgenommen hat. Burnout ist auch ein wiederkehrendes Thema auf meinem Blog, einschließlich dieser nicht ganz ernst gemeinten, aber sehr beliebten Kurzanleitung zum garantierten Burnout und einiger Tipps zur Vermeidung von Burnout als digitale Nomad*in.

Obwohl Burnout ein weit verbreitetes Problem ist, betrifft es Frauen – aufgrund von Geschlechternormen und gesellschaftlichen Erwartungen – ganz anders als Männer, zusätzlich zu der viel diskutierten sog. Mental Load

 

 

Was also ist Burnout? 

 

Burnout ist ein Zustand der Erschöpfung und Müdigkeit, der auch nach einer Pause oder einem Urlaub nicht verschwindet. Es fällt uns schwer uns um uns selbst zu kümmern, zu arbeiten und das Leben zu genießen, während wir gleichzeitig geneigt sind uns zu mehr zu drängen und schuldig zu fühlen, weil wir es nicht schaffen. Wir können durch ein anstrengendes Arbeitsumfeld, aber auch durch häusliche und persönliche Situationen in den Burnout geraten. Die schwierigen Umstände der Pandemie haben noch zusätzlich dazu beigetragen.

Eines der umfassendsten Werke, die es derzeit zum Thema Burnout gibt, ist das Buch Stress (im englischen Original “Burnout” von Amelia und Emily Nagoski, letztere eine bekannte Autorin für ihre Sachbücher, einschließlich ihres Bestsellers Komm Wie Du Willst. “Stress” ist zwar von den eigenen Erfahrungen der Autorinnen inspiriert, bietet aber auch eine solide wissenschaftliche Grundlage, die uns hilft, Burnout nicht nur zu verstehen, sondern auch zu überwinden. 

Das Buch erforscht die Ursprünge unseres heutigen Erschöpfungszustands und stellt eine Verbindung her zwischen der Kurzzeitigkeit von Stress in den frühen Phasen unserer Evolution und der Tatsache, dass unser Stress heute immer weitergeht, ohne gelöst zu werden. Er geht auch darauf ein, was wir brauchen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen – durch die Verbindung zu den Menschen um uns herum und körperliche Aktivität.

Die Autorinnen weisen insbesondere darauf hin, dass Burnout kurz gesagt bedeutet, dass wir in einem Stresszyklus feststecken. Stress wird zu einer ständigen Präsenz mit starken körperlichen Auswirkungen – er zermürbt unseren Körper, verändert unseren Blutdruck, unsere Herzfrequenz und vieles mehr. 

Brauchen wir also mehr „Zeit für mich“ und Schaumbäder? Nicht wirklich. Das kann zwar nicht schaden, aber es ist auch eine dieser vereinfachten Sichtweisen auf Selbstfürsorge und Burnout, die uns mehr schadet als hilft.

 

 

Der Umgang mit dem Stressor vs. die Stressreaktion

 

Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Buch – und etwas, das ich mit vielen Klient*innen meiner Onlineberatung bespreche – ist, dass es tatsächlich einen Unterschied zwischen dem Umgang mit dem Stressor und dem Umgang mit der Stressreaktion selbst gibt. Natürlich ist es wichtig, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen die bei uns Stress auslösen, in Ordnung zu bringen was in Ordnung gebracht werden muss und uns unseren Problemen zu stellen. Aber es ist auch wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger, den Stresszyklus auf einer körperlichen Ebene zu beenden. Viel zu oft bedeutet der Umgang mit dem Stressor, dass wir den Stresszyklus nicht abschließen können, weil die beste Reaktion darin besteht, nichts zu sagen, nicht anzugreifen, nicht um sich zu schlagen. Aber wohin geht der ganze aufgestaute Stress und wie können wir ihn abbauen?

An dieser Stelle kommt das Konzept der „Beendigung des Stresszyklus“ ins Spiel. 

Zu den Tricks die uns helfen können den Stresszyklus zu durchbrechen, gehören körperliche Aktivität für 20 bis 40 Minuten, positive und lustige soziale Interaktionen wie Umarmungen, Kuscheln oder gemeinsames Lachen, sowie sich kreativ auszutoben..  

 

 

Aktivitäten zur Stressbewältigung

 

Nutzen Sie bereits einige der folgenden Aktivitäten  um Stress zu bewältigen oder wollen Sie welche davon ausprobieren? Denken Sie daran, dass es an dieser Stelle nicht darum geht, den Stressor zu bewältigen, sondern die körperliche Stressreaktion zu Ende zu bringen, die eine Situation ausgelöst hat und die oftmals noch lange nachdem die Situation vorüber ist anhält.

  • körperliche Aktivität
  • tiefes, langsames Atmen
  • positive soziale Interaktion
  • Lachen, Nähe
  • Weinen
  • kreativer Selbstentfaltung

Ein weiteres wichtiges Thema, das in diesem Buch angesprochen wird, ist das „Human Giver Syndrome“: „der ansteckende (aber falsche) Glaube, dass einige Menschen (in der Regel Frauen) eine moralische Verpflichtung haben, hübsch, glücklich, ruhig, großzügig und aufmerksam für die Bedürfnisse anderer zu sein – das sind die Human Givers […] es kann auch einen Hauptgrund dafür sein, dass so viele Frauen in ihren Emotionen stecken bleiben; Human Givers dürfen keine „Bedürfnisse“ haben.“

Wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren möchten, empfehle ich Ihnen einen Podcast der führenden Forscherin zu Verletzlichkeit und Scham, Brene Brown, der sich mit dem Thema Burnout befasst. In einem Interview erläutert sie das Thema Burnout und den Stresszyklus und gibt einen Einblick in die Kernthemen und Lösungen des Buches. Sie können sich „Unlocking Us“ hier anhören. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Stress eine Pflichtlektüre für jede Frau ist, die müde und überfordert ist und nicht aufhören kann, sich so zu fühlen. Das Buch konzentriert sich zwar auf die Erfahrungen von Frauen und die strukturellen Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, aber es behandelt das Thema Burnout auf eine Weise, die wirklich jedem helfen kann. Mit einer soliden wissenschaftlichen Grundlage und praktischen Lösungen kann es Ihnen helfen, den eigenen Burnout zu verstehen und zu bewältigen oder sogar von vornherein zu verhindern.

 

Haben Sie dieses Buch gelesen oder kennen Sie andere gute Bücher zum Thema Burnout? Teilen Sie Ihre Empfehlungen in den Kommentaren mit!

 

Buchempfehlung: Stress

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