Immer wieder fragen sich (und mich) meine Klienten, woher ihre psychischen Probleme eigentlich kommen. Warum sie sich einfach nicht entscheiden können, in bestimmten Situationen mit Angst reagieren oder warum sie immer wieder in ähnliche Beziehungsmuster und -konflikte geraten.
Eines der am besten untersuchten Erklärungsmodelle für die Entstehung von psychischen Störungen ist das sogenannte
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Wie der Name schon sagt, setzt sich dieses aus zwei wesentlichen Komponenten zusammen:
Vulnerabilität:
Hiermit ist eine Vorbelastung oder Empfindlichkeit gemeint. Es kann sich um eine Vorerkrankung oder eine biologische oder genetische Komponenten handeln. Auch ein geringes Selbstwertgefühl, oder überhöhte Ansprüche können eine Vulnerabilität im Sinne dieses Modells darstellen. So sind z.B. Menschen mit einem depressiven Elternteil häufig anfälliger (vulnerabler) für die Entwicklung einer Depression als andere Menschen.
Aber bei weitem nicht jeder Mensch mit einer solchen Vulnerabilität entwickelt auch eine psychische Störung. Hier kommt der zweite Faktor ins Spiel:
Stress:
Es kann sich um einschneidende Lebensereignisse handeln, wie z.B. den Tod eines geliebten Menschen, den Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Trennung. Aber auch chronische Überforderung, Konflikte und ein Mangel an sozialen Kontakten können eine Belastung darstellen, welche eine psychische Störung auslösen können.
Welche Situationen eine kritische Belastung darstellen, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Was für den Einen noch eine positive Herausforderung darstellt, wie z.B. der Umzug in eine neue Stadt, kann für den Anderen übermäßig anstrengend sein und eine anhaltende Stressreaktion auslösen.
Vulnerabilität + Stress = ?
Wenn nun also beide Faktoren zusammenkommen, eine gewisse Vulnerabilität und ein akuter oder auch chronischer Stressor, dann kann dies zu der Entwicklung einer psychischen Störungen führen. Jemand, der eine niedrigere Vulnerabilität aufweist, wird in der Regel mit einem höheren Maß an Stress besser zurecht kommen, während jemand mit einer hohen Vulnerabilität schon bei kleineren Stressoren leichter aus dem Gleichgewicht kommt.
Und nun?
Um der Entwicklung von psychischen Störungen vorzubeugen ist es also sowohl sinnvoll seine eigenen „Schwachpunkte“ oder Vulnerabilitäten zu kennen als auch sich vor spezifischen Stressauslösern zu schützen und für ausreichend Ausgleich und Ressourcen zu sorgen. Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell kann hierbei ein guter Wegweiser sind.
Wichtiger Bestandteil jeder psychologischen Onlineberatung ist daher sowohl die Analyse der Risikofaktoren und Vulnerabilitätsfaktoren, um ein besseres Verständnis für die eigene Geschichte und psychische Anfälligkeit zu entwickeln, als auch der Aufbau von Ressourcen und Copingstrategien, um mit aktuellen oder zukünftigen Stressoren besser umgehen zu können.
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Wenn auch Sie Unterstützung dabei benötigen, Ihre eigenen Vulnerabilitäten zu analysieren und lernen möchten, mit Stress besser umzugehen, dann melden Sie sich bei mir!