Fühlen Sie sich auch manchmal erschöpft und verunsichert, wenn sie eine gewisse (vielleicht zu viel?) Zeit in den sozialen Medien, auf Netflix oder auch einfach nur vor dem Fernseher verbracht haben? In unserer modernen und hypervernetzten Welt, werden wir ständig mit Inhalten und Informationen überschwemmt. Von dem Moment, in dem wir morgens unsere Augen öffnen, bis zum Abend, wenn wir wieder zu Bett gehen, werden wir mit Bildern von scheinbar perfekten Leben und großartigen Erfolgen bombardiert. Dieser fortwährende Informationsstrom kann überwältigend sein und selbst die bodenständigsten unter uns dazu verleiten, in Muster des Vergleichens und der Selbstzweifel zu geraten. Die Auswirkungen davon sind weitreichend, sie rauben uns nicht nur unsere Zeit und Energie, sondern wirken sich auch negativ auf unsere mentale Gesundheit aus. Deshalb will ich mich heute dem Thema widmen, warum so viele von uns mit Gefühlen der Unzulänglichkeit und des Neids zu kämpfen haben und wie wir der Vergleichsfalle entkommen können.
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Verzerrte Realität
Empfinden Sie manchmal Gefühle von Neid auf Freunde, Kolleg*innen oder andere Menschen, wenn Sie durch Ihren Social-Media-Feed scrollen? Viele von uns sind mit diesen Emotionen vertraut. Dabei ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass online präsentierte Inhalte oft eine sorgfältig ausgewählte und stark geschönte Version der Wirklichkeit sind. Diese perfekten Momentaufnahmen makelloser Menschen kratzen oft nur an der Oberfläche, denn hinter den perfekt inszenierten Bildern liegen persönliche Herausforderungen, Probleme und Momente der Verletzlichkeit, die nur selten ins Rampenlicht geraten.
Es ist leicht, sich in der Flut von Beiträgen über scheinbar perfekte Leben und große Erfolge in den sozialen Medien zu verlieren, aber was weitgehend verborgen bleibt, sind die Missgeschicke, die Hindernisse und die alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen wir alle konfrontiert werden. Während viele Menschen bereitwillig ihre Erfolge und Meilensteine online teilen, sind offene Gespräche über Rückschläge und persönliche Probleme eher selten. Darüber hinaus ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Influencer*innen und öffentliche Persönlichkeiten unter enormem Druck stehen, ihr Image aufrechtzuerhalten und öffentliche Erwartungen zu erfüllen, da alles, was weniger als perfekt ist, schädlich für ihre persönliche „Marke“ sein könnte.
Der Einfluss von Medien und Werbung
Die Medien können unsere Wahrnehmung und unsere Gefühle beeinflussen und Emotionen wie Neid und Selbstzweifel fördern. Dieser Effekt ist besonders in der Werbung zu erkennen, wo sorgfältig orchestrierte Botschaften entwickelt werden, um bestimmte Reaktionen und Verhaltensweisen auszulösen. Egal ob es darum geht, einen Traumurlaub zu präsentieren, einen Online-Kurs für persönliche Entwicklung zu bewerben oder die transformative Wirkung eines neuen Trainingsprogramms zu betonen – die präsentierten Inhalte zeigen oft idealisierte Versionen von Lebensstilen und Erfolgen, die uns dazu verleiten, uns mit diesen scheinbar perfekten Darstellungen zu vergleichen. Wenn wir diese Inhalte konsumieren, ist es einfach, in die Falle zu geraten, unser eigenes Leben mit diesen beeindruckenden Bildern und Erfolgsgeschichten zu messen. Obwohl den meisten von uns diese Strategien bekannt sind, kann unsere emotionale Reaktion manchmal unsere rationale Einsicht überwiegen, und wir erliegen trotz allem den Emotionen, die durch solche Inhalte ausgelöst werden.
In ähnlicher Weise können wir uns eine Reality-TV-Show ansehen und die Charaktere ein scheinbar außergewöhnliches Leben führen sehen. Obwohl den meisten von uns bewusst ist, dass das Gezeigte stark zugespitzt und für Unterhaltungszwecke bearbeitet wird und kein vollständiges Bild liefert, können wir dennoch einen Hauch von Neid verspüren oder den Wunsch haben, unser eigenes Leben mit dem gezeigten zu vergleichen. Dies unterstreicht, wie sehr Medien und Werbung unsere Schwächen ausnutzen können und wie unsere angeborene Tendenz, uns mit anderen zu vergleichen und Neid zu empfinden, instrumentalisiert wird.
Der Kontext zählt
Wenn wir uns mit anderen vergleichen, übersehen wir oft einen entscheidenden Aspekt: den Kontext. Häufig ignorieren wir die Zeit, Energie und Mühe, die von der Person investiert wurde, um ihre aktuelle Position zu erreichen, sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht. Jemand, der beispielsweise jahrelang die Karriereleiter hinaufgeklettert ist, kann nicht mit jemandem verglichen werden, der gerade erst am Anfang der beruflichen Laufbahn steht. Kolleg*innen können Frust über ihre aktuelle Situation äußern, ohne dabei zu berücksichtigen, dass sie ihre gegenwärtige Situation mit der Position eines anderen vergleichen, die sich über viele Jahre entwickelt hat. Diese Art des Vergleichs ist wenig hilfreich, da sie nicht fair ist und letztlich nur den eigenen Erfolg und Fortschritt untergräbt.
Der Vergleichsfalle entkommen
Um der Vergleichsfalle zu entkommen, bedarf es einer bewussten Perspektivänderung. Machen Sie sich bewusst, dass die kuratierten Bilder und Botschaften, die uns begegnen, selten die ganze Geschichte erzählen, erkennen Sie die Absichten hinter den Medien und der Werbung und vergessen Sie nicht die Bedeutung von Kontext. Eine gesunde Perspektive zu entwickeln und zu lernen, sich auf unsere eigene einzigartige Reise zu konzentrieren, kann helfen, die negativen Auswirkungen des Vergleichens und des Neids zu mildern.
Ihr Maßstab für Erfolg sollte Ihr eigenes Wachstum und Ihre Entwicklung sein, nicht die Erfolge anderer. Statt sich ständig mit anderen zu vergleichen, richten Sie Ihren Blick nach innen. Machen Sie sich ihre einzigartigen Qualitäten und Errungenschaften bewusst und erkennen Sie die Hürden, die Sie bereits überwunden haben, die Fähigkeiten, die Sie errungen haben und die Erfahrungen, die Sie gesammelt haben. Feiern Sie Reise, auf der Sie sich befinden – nicht nur die großen Meilensteine, sondern auch die kleinen Alltagsleistungen und die Lehren, die Sie aus Ihren Misserfolgen gezogen haben. Erfolg sieht für jeden von uns anders aus, und der Weg dorthin ist selten linear. Doch gerade durch Herausforderungen lernen wir die wertvollsten Lektionen und entwickeln die Widerstandsfähigkeit, die notwendig ist, um unsere Ziele zu erreichen.
Zu guter Letzt, vergessen Sie nie, dass Unvollkommenheit keine Schwäche ist – sie ist das, was uns menschlich macht. Wenn es Ihnen schwerfällt, den Drang nach Perfektion loszulassen, empfehle ich Ihnen „Die Gaben der Unvollkommenheit“ von Brené Brown zu lesen, in dem die Autorin unser Streben nach Perfektion herausfordert und uns dazu anleitet, unsere Fehler und Verletzlichkeiten anzunehmen.
In einer Welt, die oft den Vergleich und die Unzufriedenheit fördert, kann es ein Akt der Rebellion sein, seinem eigenen Weg zu folgen. Indem Sie sich aus der Vergleichsfalle befreien, begeben Sie sich auf den Weg der Selbstbefähigung und Authentizität. Ihre persönliche Reise, mit all ihren Höhen und Tiefen, ist ein wertvolles Gut. Nehmen Sie sie an und schätzen Sie sie, da sie Sie auf einen zufriedeneren und erfüllenderen Lebensweg führen wird.
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Foto: Polina Zimmerman, Pexels