Zu den am häufigsten genannten Geschlechtsunterschieden gehört die Fähigkeit zum Multitasking. Während es immer wieder heißt, dass Männer hierin besonders schlecht sein, so sollen Frauen darin geradezu Meister sein. Aber stimmt das wirklich? Und ist Multitasking überhaupt sinnvoll?
Es klingt zunächst ja so. Wer mehrere Sachen gleichzeitig machen kann, der schafft mehr. Und natürlich gibt es auch Beispiele dafür, dass es möglich ist, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen. Insbesondere bei hoch automatisierten Aufgaben, kennen wir das sicher alle. Wir unterhalten uns beim Autofahren, wir räumen die Wohnung auf, während wir telefonieren, wir hören Musik, während wir auf dem Laufband stehen. Aber wie sieht es aus mit anderen Aufgaben aus? Wie steht es um unser Multitasking, wenn beide Aufgaben unsere Aufmerksamkeit erfordern?
Multitasking funktioniert nicht
Bestimmt kennen Sie das, wenn Ihr Gegenüber beim Telefonieren plötzlich unaufmerksam erscheint und sie anhand der Geräusche erahnen können, dass derjenige gerade eine Email liest oder eine SMS beantwortet. Und wahrscheinlich haben Sie sich auch schon mal selbst bei etwas ähnlichem ertappt. Wir haben zwar zunächst den Eindruck, dass wir problemlos beides tun können, und doch verlieren wir den Faden des Gesprächs oder unsere Antworten kommen zeitlich verzögert. Und wie es ist mit Arbeitsaufgaben? Erhalten Sie während der Arbeit im Computer Benachrichtigungen über neue Emails? Diese kleinen Popups, die da in der Ecke kurz auftauchen? Wenn ja, dann bin ich mir sicher, dass Sie auch immer kurz hinschauen und mindestens ein paar Sekunden gedanklich damit verbringen. Ist Ihnen aber auch schon aufgefallen, dass Sie danach immer etwas länger benötigen um sich wieder auf die Ursprungsaufgabe zu konzentrieren oder den Anschluss zu finden? Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es das Multitasking eigentlich gar nicht gibt. Wir erledigen Aufgaben nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Und wechseln ggf. sehr oft zwischen den einzelnen Aufgaben hin und her. Dies führt zu erhöhtem Stress und zu schlechteren Leistungen. Es spricht also aus wissenschaftlicher Sicht tatsächlich alles gegen das Multitasking.
Das Multitasking und ich
Der Versuch einer Lösung
Vermutlich kennen die meisten von uns solche Momente. Und selbst wenn wir die Emailbenachrichtigungen abschalten gibt es bestimmt noch genügend andere Unterbrechungen. Sei es der Nachbar im Großraumbüro, der Kollege, der kurz mal vorbei schaut oder der Anruf, der uns dazwischen kommt. Aber wenn wir uns zunächst einmal bewusst machen, was wir da eigentlich so (gleichzeitig) alles tun, dann sind wir wahrscheinlich schon einen großen Schritt weiter. Wenn wir dann, im nächsten Schritt, versuchen uns wo immer es geht mehr Zeit für einzelne Aufgaben und Dinge zu nehmen und diese der Reihe nach abzuarbeiten, dann sind wir der Lösung vielleicht sogar schon richtig nahe.
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Wie ist das bei Ihnen? Welche Aufgaben versuchen Sie gleichzeitig zu erledigen? Wie erleben Sie das Multitasking? Als Segen oder Fluch oder vielleicht doch als Mythos?