Wenn Sie meine Reise hier auf meinem Blog, über Facebook oder Instagram verfolgt haben, wissen Sie wahrscheinlich, dass ich in mehreren Sprachen arbeite, lebe und träume. Ich habe kein Zuhause, ich bereise die Welt als moderner Nomade, wobei ich Stadt, Land und Kultur alle paar Wochen oder Monate wechsle.
Doch lange bevor ich mich dazu entschied, meinen Job aufzugeben und die Welt zu bereisen und lange bevor ich den Begriff Cross-Cultural Kids (oder auch interkulturelle Kinder) – abgekürzt CCK – hörte, wusste ich, dass ich eines von ihnen war. Ich habe zwei Pässe und bin zweisprachig aufgewachsen. Ich besuchte eine französische Schule in Deutschland und war von Kindern umgeben, die auf die eine oder andere Weise selbst CCK waren.

Als online arbeitende Psychologin sind die meisten meiner Kunden Expats, globale Nomaden oder selbst erwachsene CCK, und viele von ihnen ziehen die nächste Generation von CCKs groß.
Cross-Cultural Kids sind Kinder, die in ihren ersten achtzehn Lebensjahren zwei oder mehr Kulturen auf prägende Weise erlebt haben. Das bedeutet, dass ein Kind, welches in den Urlaub gefahren ist, eher nicht der Definition entspricht, jedoch zum Beispiel das Kind von Einwanderern oder Diplomaten. Die Definition umfasst kulturelle Veränderungen innerhalb von Landesgrenzen (z.B. den Wechsel von einer Kultur in eine andere) sowie darüber hinaus (z.B. das Reisen in ein anderes Land).
Also, wer sind sie?
In der heutigen Zeit ziehen Menschen mehr denn je umher. Viele leben in verschiedenen Städten und Ländern und überschreiten mehrmals kulturelle Grenzen. Dies bedeutet auch, dass viele Kinder verschiedene Kulturen kennenlernen, bevor sie überhaupt alt genug sind, um Auto zu fahren.
Die Bezeichnung Cross-Cultural Kids trifft auf eine Vielzahl von Kindern zu. Es gibt Einwanderer, Flüchtlinge, Asylbewerber, aber auch Kinder, die in ein anderes Land oder eine andere Kultur aufgenommen wurden, solche, die zu Nomadenfamilien gehören (z.B. Diplomaten, Militärs und viele andere), Kinder von Eltern mit unterschiedlichen Ethnien, Kinder von ethnischen Minderheiten, die an Orten leben, an denen die Mehrheit herrscht (welche Mehrheit denn?), und andere.
Third Culture Kids und Cross-Cultural Kids
Third Culture Kids (Drittkulturkinder) – abgekürzt TCK – sind eine Untergruppe von Cross-Cultural Kids, die einen bedeutenden Teil ihrer prägenden Jahre außerhalb der Kultur ihrer Eltern verbracht haben. Normalerweise stammen die Eltern aus dem selben Land und sind selbst mit einer monokulturellen Erziehung aufgewachsen, verbringen in ihrem späteren Leben jedoch ein paar Jahre (oder länger) mit ihren Kindern im Ausland. Der Begriff wurde in den 1950er Jahren von der US-Soziologin Ruth Hill Useem geprägt und hat in den letzten Jahrzehnten einige Aufmerksamkeit erregt.
Anfang des Jahres nahm ich an der Konferenz Families in Global Transitions (#FIGT2019) teil, wo Ruth Van Reken, Mitautorin des Standardwerks über TCK, teilnahm. Ruth Van Reken sprach darüber, wie sie in ihrer neuesten Ausgabe des Buches ihren Anwendungsbereich auf alle CCK erweitert hat, da viele Herausforderungen und Vorteile des Lebens als TCK für alle CCK in der heutigen Zeit gelten. Während den traditionellen TCK wie Missionaren, Diplomaten und Militärs zunächst viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, steigt in der heutigen Zeit täglich die Zahl derer Kinder, die als multikulturelle Kinder verschiedene Kulturen gleichzeitig erleben, z.B. als Migranten, Einwanderer oder internationale Adoptivkinder.
Diese Kinder haben es bewältigt, in kurzer Zeit vieles zu durchleben und finden sich selbst in einer Sonderposition wieder, was ihnen einige Vorteile, aber auch einige Nachteile bringt. Werfen wir einen Blick darauf, welche diese sind.
Vorteile von Cross- und Third Culture Kids
Zu den Vorteilen zählt, dass diese Kinder oft mit mehr als nur einer Sprache aufwachsen und das nicht nur im Sinner der tatsächlichen Sprachen, die tatsächlich sprechen, sondern auch der Kulturen, die sie kennen und verstehen. Sie sind aufgeschlossen und dank ihres breiten Horizonts besser dazu fähig, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zu verstehen. Kinder, die diese Erfahrungen gemacht haben, können sich integrieren sowie an neue Gegebenheiten anpassen und neigen zu einer größeren Flexibilität in ihrem täglichen Leben, da sie in der Lage sind, Anforderungen verschiedener kultureller Normen zu erfüllen. Sie können eher wie „Weltbürger“ leben, die Vielfalt verstehen und annehmen. Aber sie stehen auch vor großen Herausforderungen.
Schwierigkeiten, die Cross- und Third Culture Kids widerfahren können
Kinder, die zwischen verschiedenen Kulturen aufwachsen, können das Gefühl haben, nirgendwo hinzugehören und sie können sich deplatziert fühlen. Sie passen vielleicht nicht ganz in die Kultur ihrer Eltern, sind aber auch nicht vollständig in die Kultur ihres Wohnorts integriert. Diese Kinder können das Gefühl haben, Außenseiter zu sein, die in keine Kategorie passen, und sich deshalb einsam oder isoliert fühlt. Einige Kinder, die zwischen mehreren Kulturen aufwachsen, können auch mit ungeklärter Trauer sowie ungelöstem Verlust und Trauma konfrontiert werden. Wenn sie umziehen, müssen sie möglicherweise Menschen, Orte und liebgewonnene kulturelle Praktiken zurücklassen und sich in an Orten wiederfinden, an denen sie neu, seltsam oder unerwünscht sind. Dies wird oft nicht anerkannt und bleibt Teil des Ballasts, den diese Kinder mit in ihr Erwachsenenleben nehmen.
Viele Kinder, die zwischen verschiedenen Kulturen aufwachsen, finden jedoch, dass ihre Erfahrungen ihr Leben bereichern und ihnen neue, einzigartige Perspektiven auf die Welt eröffnen.
Online Arbeiten als interkulturelle Psychologin
Egal, ob wir bereits multikulturell aufgewachsen sind oder erst als Erwachsene ein weltweit mobiles und interkulturelles Leben beginnen, diese Erfahrungen beeinflussen unsere psychische Gesundheit und sind ein zentraler Bestandteil meiner täglichen Arbeit als Online-Psychologin.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie unsere eigenen interkulturellen Erfahrungen als Psychologen unsere Arbeit beeinflussen, sehen Sie sich dieses Video an, in welchem meine Kollegin Dr. Melissa Parks und ich in unserer Facebook-Gruppe für ortsunabhängige Psychologen unsere Kollegin Daniela Tomer, die ebenfalls interkulturelle Erfahrung als Online-Psychologin hat, über ihre Arbeit mit CCK und TCK sowie anderen globalen Nomaden befragt haben:
Für diejenigen, die mehr über CCK und TCK erfahren möchten, kann ich die folgende Literatur empfehlen:
Cottrell, A. (2007). TCKs and Other Cross-Cultural Kids. Kazoku Syakaigaku Kenkyu, 18(2), 54-65. doi: 10.4234/jjoffamilysociology.18.2_54
Pollock, D., & Van Reken, R. (2017). Third culture kids. Boston: Brealey Publ.
Crossmann, T. (2016) Misunderstood: The impact of growing up overseas in the 21st century

Ich bin dreisprachig in drei signifikant verschiedenen Kulturkreisen und noch mehr Ländern aufgewachsen. In der Tat, es stimmt: es gibt fast keinen Ort auf der Welt, wo ich nicht zurecht käme und fast keinen Menschen, den ich nicht verstehen würde und für ihn einstehen könnte. Und doch fühle ich mich privat oft einsam und unverstanden. Die Traumfrau gefunden zu haben, kam einem Wunder gleich. Umso trauriger, wenn eine solche Beziehung nicht hält, weil eine solche kulturelle Situation nicht verstanden wird […]
Fazit: eine hochkognitiv ansprechende ind gebildete Empathin zu finden, die zudem die Situation eines ATCK in einem weniger urbanen Umfeld nachvollziehen kann, ist ein überaus hehrer Anspruch und kommt der Quadratur eines Kreises gleich. Ich wünsche nichtsdestoweniger allen Geneigten aufrichtig das erdenklich Beste, ihr Lebensglück zu finden.