Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse aus 6 Monate intensivem Yogatraining, ist, dass es meist nicht mein Körper ist, der mich bremst (ok, manchmal schon auch), sondern vielmehr mein Kopf. Und hierbei ganz besonders die Angst.
Wir sind davon überzeugt, dass wir etwas nicht tun können, dass es gefährlich ist, dass wir stürzen und uns verletzen werden. Das erste Mal, als ich den Kopfstand in der Mitte des Raumes während einer Yogastunde machte – ganz ohne Absicherung, war so ein Aha-Moment. Ich hatte den Kopfstand schon eine Weile erfolgreich gemeistert, hatte die Absicherung im Grunde nicht mehr nötig. Und doch fiel es mir so viel leichter den Schritt zu wagen, wenn ich wusste, dass eine Wand in der Nähe ist. Oder ein Mensch, der zur Not eingreifen würde. Eine meiner Yogalehrerinnen sagte es immer wieder: eine Stunde, in der wir nicht gefallen sind, ist keine richtige Yogastunde. Wir müssen das Fallen üben. Uns trauen, etwas neues zu wagen und das Risiko eingehen zu fallen. Und wenn wir lernen, sanft zu fallen, dann verliert das Fallen auch seinen Schrecken. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es irgendwann sogar Freude am Fallen zu entwickeln. Weil es ein Zeichen dafür ist, dass wir etwas Neues gewagt haben, dass wir keine Angst hatten zu Scheitern.
Wir werden im Laufe unseres Leben immer vorsichtiger und vernünftiger. Als Kinder haben wir noch viel gewagt, sind aufgestanden, gelaufen, gerannt und geklettert. Und immer wieder gefallen. Das Hinfallen gehört zur Kindheit dazu. Vom Laufenlernen bis zum Klettern auf hohe Bäume. Und die vielen kleinen bis mittelschweren Verletzungen halten die wenigsten Kinder davon ab wieder aufzustehen, weiter zu gehen, noch höher zu klettern.
Irgendwo auf dem Weg zum Erwachsenen geht uns diese Unbeschwertheit verloren. Wir werden uns der Gefahren bewusst(er), wir werden vorsichtiger und ängstlicher. Und wenn wir nicht aufpassen, dann wagen wir kaum noch etwas. Wir bleiben im sicheren Fahrwasser, wir riskieren nichts neues. Und verlernen dabei auch das Fallen. Und das Wiederaufstehen. Denn genau darum geht es, immer wieder. Ja, das Wiederaufstehen ist wichtig, wenn wir gefallen sind. Mindestens genauso wichtig ist es aber, das Fallen als Teil des Prozesses zu betrachten. Nicht nur beim Yoga, sondern in allen Lebensbereichen. Probieren Sie es aus! Entdecken Sie die Freude am Fallen – und vergessen Sie das Wiederaufstehen nicht!