Träumen auch Sie von einem Leben in der Hängematte oder im warmen Süden? Die Welt der digitalen Nomaden scheint für viele auf den ersten Blick verlockend. Gerade wenn im deutschen Sommer die Temperaturen eher weihnachtlich anmuten.

digitalen nomaden hängematte

Ich kann diesen Wunsch gut nachvollziehen, denn ich lebe nun selbst seit knapp 2 Jahren dieses relativ ungewöhnliches Leben. Ich habe einen Großteil meiner Sachen verkauft und verschenkt und reise mit Rucksack und Laptop durch die Welt. Letztes Jahr habe ich in Südostasien gelebt, gerade war ich drei Monate in Europa und den Rest des Jahres werde ich Australien verbringen. Ich habe das große Glück, dass ich dieses Leben mit meinem Beruf als Psychologin verbinden kann und so von überall aus Menschen auf ihrem Weg unterstützen kann. Aber nur weil dieser Weg für mich richtig und stimmig ist, muss dies noch lange nicht für alle anderen auch der Fall sein.

Mein Weg zur digitalen Nomadin

Anders als viele digitale Nomaden arbeite ich weder im Onlinemarketing oder Design noch betreibe ich einen Reise- oder Lifestyleblog. Ich habe nicht nur viele Jahre Studium und Ausbildungen hinter mir und damit auch einige Titel vorzuweisen sondern gehöre auch zu den Spätzündern in der Nomadenszene. In Deutschland hatte ich ein gut laufendes Leben, einen erfüllenden Job und gute Perspektiven. Ich bin nicht gegangen, weil ich unbedingt weg wollte oder weil es zu Hause so furchtbar war. Und doch habe ich den Schritt nie bereut. Klar, es gibt kurze Momente in denen ich etwas oder jemanden vermisse. Aber solche Momente sind doch erstaunlich selten und kurz. Was auch daran liegt, dass ich das große Glück habe, dass meine Familie selbst sehr reisefreudig ist. Und auch wenn es überraschen mag – ich habe mehr Zeit mit meiner Familie verbracht seitdem ich weg bin als ich es in einem vergleichbaren Zeitraum zu Hause getan hätte.

 

Die merkwürdige Welt der digitalen Nomaden

Egal wo ich bin oder wem ich begegne, mein Lebensstil löst immer wieder Reaktionen hervor. Das kenne ich bereits gut aus meinem Leben als Psychologin und Psychotherapeutin, nun kommt noch der reisende und digitale Aspekt hinzu. So oder so, es scheint die wenigsten kalt zu lassen. Oft begegnet mir im ersten Moment Neid. Bei genauerem Nachfragen können es sich die meisten Menschen dann doch eher nicht vorstellen. Ein Nomadenleben? So mobil, ohne festen Wohnort, ohne wirkliche Routinen und Alltag. Auch die Medien berichten inzwischen immer häufiger über das Leben der digitalen Nomaden. In der Szene selbst zeichnen sich aktuell vor allem zwei Trends ab: Die einen versprechen das schnelle Glück und wollen den Neulingen in der Szene verkaufen, wie auch sie schnell und garantiert dieses Leben erfolgreich führen können. Die anderen fangen an sich mit dem Thema kritischer auseinander zu setzen.

 

Neid und Glück

Ich frage mich dabei vor allem, warum es so vielen Menschen nicht gelingt ihren Weg zu gehen ohne andere bekehren zu wollen. Oder ohne neidisch zu sein. Nur weil ich diesen Weg gewählt habe, muss er nicht für andere richtig sein. Und nur weil ich diesen Weg heute gut finde, muss dies nicht auch morgen noch der Fall sein. Ich glaube, wir würden alle davon profitieren, wenn wir uns ein bisschen mehr um uns selbst kümmern würden. Und nicht nur um die Vermarktung unserer selbst, sondern wirklich um uns. Und um das was uns glücklich und zufrieden macht. Es gibt so viele digitale Nomaden da draußen, die im Grunde noch viel mehr arbeiten als früher und trotzdem kaum über die Runden kommen. Und doch besteht ein unglaublicher Druck zum glücklich sein. Denn am Strand unglücklich sein, das geht ja nun wirklich nicht.

 

Burnout am Strand?

Allen, die mit diesem Lebensstil glücklich sind, denen gönne ich es von Herzen. Und ich zähle mich dazu, es geht mir sehr gut. Ich mag mein Leben und ich gehöre auch zu denen, die eher weniger arbeiten als vorher. Alle anderen, die gerade nicht so wirklich glücklich sind, würde ich gerne dazu ermutigen, etwas aufrichtiger und selbstkritischer zu sein. Denn am Ende kann man auch am Strand vom Burnout betroffen sein – so paradox dies aus der Perspektive der Daheimgebliebenen klingen mag.

Und wenn auch Sie von einem Leben in der Hängematte träumen, schauen Sie ruhig mal etwas genauer hinter die Fassade. Denn es ist (wie so oft) nicht alles gold was glänzt.

Subscribe now for monthly tips and exercises for your mental health & exclusive insights into my virtual practice

Thanks! Don't forget to check your inbox and confirm your subscription! See you soon